Velorace Dresden: "Wir können es auch im Flachen!"
Nach den anspruchsvollen Rennen in Schleiz und auf dem Nürburg-Ring musste die Strassacker-Equipe schnell ihre Sprinter-Beine wiederfinden: Auf dem tellerflachen Stadtkurs in Dresden wartete am vergangenen Sonntag der nächste Lauf der German Cycling Cup Serie auf das Team in Celeste – das nach einer starken Team-Leistung auf ganzer Linie triumphieren konnte.
Von Fabian Thiele
Auf dem Papier schien uns das sechste Rennen im German Cycling Cup nicht besonders entgegen zu kommen: Die Strecke in Dresden führt zwar über fünf Runden à 19 km, also 95 Kilometer malerisch durch die weltberühmte Kulisse des Elb-Florenz, vorbei am großen Garten, dem Zwinger und am Elb-Ufer entlang, und topografische Schwierigkeiten stellten sich den Jedermännern und -frauen nicht in den Weg.
Stattdessen lauern alle Tücken eines Radrennens in der Großstadt: Schnelle Kurven, etliche Querungen von Straßenbahnschienen, Fahrbahnverengungen und Tunneldurchfahrten. Entsprechend waren maximale Konzentration und taktische Finesse gefordert, wenn man es nicht zum Sprint eines großen Feldes kommen lassen wollte. Und so sah unser Plan vor, das Rennen durch stetiges Attackieren schwer zu machen, bis unsere Gegner irgendwann eine Gruppe nach unserem Geschmack fahren lassen würden.
Bei bestem Wetter rollten wir neutralisiert im Schatten der Frauenkirche los. Mit Freigabe des Rennens flogen die Attacken aus dem Feld. Immer wieder versuchten Fahrer sich zu lösen, ohne jedoch nachhaltig erfolgreich zu sein. Entsprechend der taktischen Vorgabe aus der Team-Besprechung ging keine Gruppe ohne uns - aber länger als eine halbe Runde konnte sich niemand absetzen.
So ging es die ersten zweieinhalb Runden, bis sich schließlich Ende der dritten Runde im noblen Stadtteil Blasewitz Martin Nietzschmann und Viktor Müller (Team Leeze) lösen konnten und ein kleines Loch herausfuhren. Es schienen alle Beteiligten ganz glücklich mit der Konstellation und das Tempo im Feld war schlagartig raus. Umso besser für Martin und seinen Begleiter, die sich so ein komfortables Polster erarbeiten konnten. Martin Dröll vom Team Sebamed machte sich schließlich noch solo auf die Verfolgung und schaffte in der vierten Runde den Anschluss, sodass ein Trio sich auf den Weg in die letzte Runde machte.
Im Feld waren mittlerweile wieder alle aufgewacht und die Attacken gingen von Neuem los. Wir fuhren weiterhin sehr aufmerksam und besetzten alle Gruppen mit mehreren Fahrern. Auch unser Kapitän Moritz Palm versuchte sein Glück, wurde aber nicht weggelassen. In der vierten Runde passierte dann, was aber auf Stadtkursen leider immer wieder vorkommt: Ein Fahrer geriet mit seinem Vorderrad in eine Straßenbahnschiene und löste so einen Sturz von etwa einem Dutzend Fahrern im Feld aus. Ein kurzer Blick zurück bestätigte, dass leider auch Moritz zu Boden gegangen war.
Doch hier zeigte sich dann, wie gut wir als Team funktionieren: Gastfahrer Adrian Callies und Daniel Novak nahmen Moritz ins Schlepptau und brachten ihn zurück ins Feld, wo sich die anderen Strassacker-Fahrer an die Spitze setzten und das Tempo verschleppten, um Moritz den Anschluss zu erleichtern. Neben uns in erster Reihe fuhr Patrick Altefrohne von Team Leeze, einer der härtesten Konkurrenten von Moritz im Kampf um die GCC-Gesamtwertung. Er wollte nicht von Moritz Missgeschick profitieren, sondern wartete, bis dieser wieder ins Feld zurückkehrt – echtes Fairplay!
Für die Fluchtgruppe war der Sturz im Feld und die anschließende langsame Phase natürlich eine glückliche Fügung, denn so konnten die Drei ihren Vorsprung weiter ausbauen. Eingangs der letzten Runde zeichnete sich ab, dass das verbliebene Feld von gut 50 Fahrern geschlossen auf die letzten Meter kommen würde. Von der Spitzengruppe um Martin war da immer noch nichts zu sehen: Die drei arbeiteten weiter gut zusammen und konnten ihren Vorsprung halten – der Sieg wurde greifbar.
Eine Attacke von Martin Dröll (Team Sebamed) parierte Martin mustergültig und sprang sofort an dessen Hinterrad. Auf den letzten Kilometern belauerte sich das führende Trio und Martin hatte im Sprint die schnellsten Beine – der erste Sieg für den Kölner Cross-Spezialisten im Trikot der Kunstgießerei Strassacker, und das nach über 40 Kilometern in der Fluchtgruppe. “Ab 500 Meter vor Ziel ging das Taktieren los, Martin Dröll attackierte, um mich als Sprinter abzuschütteln – das hat aber nicht geklappt”, so der Sieger im Ziel: “Bei 300 Metern probierte er es erneut, ich habe dann ein Sprinter-Loch gelassen und bin bei 150 vor Ziel an beiden vorbeigezogen. Ein super Ergebnis, auch fürs Team!”.
In der Verfolgergruppe hieß es dann, den Sprint für Moritz möglichst gut vorzubereiten. Knapp zehn Kilometer vor Schluss begannen wir uns daher zu sortieren und einen Zug aufzubauen. Angeführt von Jonas Kahler und mir bestimmten wir das Tempo und fuhren bestens positioniert und mannschaftlich geschlossen ins Finale.
Adrian Callies, Felix Happke und Johannes König erhöhten das Tempo mächtig, so dass kein Team mehr an unserem Zug vorbeikam. Auf den letzten Metern vor dem Sprint am Elb-Ufer fehlte zwar ein Anfahrer - dennoch lief alles nach Plan: Nach einem langen Spurt gewann Moritz mit einigen Radlängen Vorsprung den Sprint der Verfolgergruppe souverän, und machte als Vierter weiter Boden im GCC gut. Timo Dahlheimer kam auf Rang fünf rein und Joscha Weber sicherte mit Platz 15 neben dem Tagessieg in der Einzel- auch die Team-Wertung im GCC. Dort konnten wir unsere Spitzen-Position weiter ausbauen.
Glücklicherweise überstand Moritz seinen Sturz ohne größere Blessuren, so dass die lange Fahrt nach Dresden für Team Strassacker rundum gelungen war. Als nächstes steht am 28. August unser „Heimrennen“ in Stuttgart auf dem Programm. In direkter Nachbarschaft unseres Sponsors sind wir schon jetzt hochmotiviert, beim Jedermann-Rennen der Deutschland-Tour den nächsten Erfolg einzufahren ;-)