Starke Teamleistung in Köln
In einer sehr schnellen Ausgabe des rheinischen Jedermannklassikers konnte das Team Strassacker mit dem Sieg in der Teamwertung, dem fünften Platz in der Einzelwertung und einem mannschaftlich dominanten Auftritt einen erfolgreichen Rennsonntag verbuchen.
Von Fabian Thiele
Mit Rund um Köln stand das zweite Rennen der GCC-Serie auf dem Programm. Nachdem unser nomineller Kapitän für die GCC-Serie Chris Mai infolge eines schweren Sturzes beim Granfondo Vosges am vergangenen Wochenende für den Rest der Saison ausfallen wird, mussten wir unsere Taktik anpassen. Umso motivierter waren wir, auch für Chris einen Erfolg in der Domstadt einzufahren. Nach etwas nervösem Beginn auf den ersten 20 flachen Kilometern durch Köln stand der erste Berg vom Altenberger Dom nach Bechen auf dem Programm. Wir hatten ein zügiges Tempo erwartet und so kam es dann auch. Die Vergangenheit lehrte uns, dass hier noch keine rennentscheidenden Gruppen zustande kommen sollten und so hielten wir uns zurück, als sich eine Sechsergruppe um Christian Kreuchler absetzte. Stattdessen beschlossen wir, die Gruppe zu kontrollieren und unsere Körner für den späteren Rennverlauf zu sparen. In einer etwa 60 Mann starken Gruppe ging dann die Achterbahnfahrt durchs Bergische Land los. Die erste Passage über den Stich in Sand und den im oberen Teil gepflasterten Anstieg in Bensberg wurde ebenfalls zügig, aber weitgehend ereignisarm bewältigt. Im vierten Anstieg des Tages nach Lüghausen wollten wir dann das erste Mal das Tempo erhöhen und unseren Kontrahenten auf den Zahn fühlen. Angeführt von Jonas Kahler, Phil Peitzmeier, Martin Nitzschmann und mir schlugen wir ein recht schnelles Tempo an und sammelten auf dem Weg eine Konterattacke des in der Startphase sehr aggressiv fahrenden Team Deutsche Kinderkrebsstiftung ein.
Mit nach wie vor recht großer Gruppe ging es in die schnelle Abfahrt von Heiligenhaus nach Overath, wo mit dem Ferrenberg der schwerste Anstieg des Tages nach etwa 70 Kilometern anstand. Hier hatten wir uns vorgenommen, das Rennen richtig schwer zu machen und die Gruppe zu reduzieren. Und so spannten sich dann auch Sean Feldhaus, Johannes König und ich vor unseren Kapitän Moritz Palm und erklommen den Ferrenberg mit über 400 Watt – und tatsächlich taten sich erste Risse im Feld auf. Um die entstandenen Lücken nicht wieder zugehen zu lassen, fuhren wir auch nach der Bergwertung im welligen Terrain weiter von vorne. Unser Plan, die Gruppe deutlich zu reduzieren, ging allerdings leider nicht auf. Stattdessen lief das meiste zusammen, das Niveau im Rennen war enorm hoch. Der Abstand auf die mittlerweile auf drei Fahrer reduzierte Spitzengruppe betrug in dieser Phase etwa 90 Sekunden.
Nach der Abfahrt von Hohkeppel und einer kurzen Passage im Sülztal folgte mit dem Anstieg nach Bärbroich das letzte längere Hindernis. Hier wollten wir Moritz die sprichwörtliche „Rampe“ bauen, damit er mit einer Attacke eine kleine Gruppe initiieren konnte. Phil und Jonas führten die Gruppe in den Berg hinein, der zwar im Schnitt recht flach ist, aber in der Mitte und gegen Ende zwei steilere Stücke aufweist, die sich für Tempoverschärfungen eignen. Im ersten Steilstück setzte ich mich mit Moritz am Hinterrad an die Spitze und erhöhte nochmals die Schlagzahl. An der steilsten Stelle übernahm dann Moritz zum ersten Mal das Zepter und zog mit reichlich Druck über die Kuppe und erneut entstanden Lücken – doch erneut konnten sich viele abgehängte Fahrer zurückkämpfen.
So standen nur noch die beiden kürzeren Stiche in Sand und Bensberg auf dem Plan, an denen in der Regel keine Gruppen gehen, weil die Anstiege zwar schwer, aber zu kurz für echte Selektionen sind. Doch wer nicht wagt, der nicht gewinnt, also wollten wir es doch wenigstens versuchen. Kurz vor dem Abzweig nach Sand fuhren wir an die Spitze des Feldes und dann mit Vollgas den Stich hinauf. Angefeuert von vielen Zuschauern am Straßenrand konnten wir erneut das Feld vorübergehend zerlegen, aber wie erwartet war der Berg zu kurz, um wirklich etwas zu bewegen. Auf dem kurzen Weg nach Bensberg sammelten wir einen abgehängten Fahrer aus der Spitzengruppe ein und erhielten die Information, dass der Abstand zum verbliebenen Duo nur noch 50 Sekunden betrug. In Bensberg dann das gleiche Bild wie am Ferrenberg, in Bärbroich und Sand: Am Anstieg fuhren wir Vollgas von vorne, Moritz an meinem Hinterrad und das Feld in Auflösung begriffen dahinter. Doch auch dieser finale Versuch sollte sich nicht auszahlen. Mit knapp 40 Mann rollten wir auf die letzten 20 flachen Kilometer zum Ziel im Rheinauhafen an der Severinsbrücke in Köln – darunter noch neun Fahrer von Strassacker.
Kurz darauf holte die Gruppe den vorletzten Ausreißer des Tages ein, es fehlte mit Christian Kreuchler also nur noch ein Solist. Diesen hatten wir dann auch schon bald im Blick und mit Nils Kessler, Phil und Jonas beteiligten sich drei Fahrer in Celeste an der Nachführarbeit. Doch Christian Kreuchler erwischte offenbar einen absolute Traumtag und hielt die Verfolgergruppe auf Abstand. Im Kölner Stadtgebiet auf verwinkelten Straßen und zwischen den Häusern konnte man ihn kaum noch sehen, so geriet das Ziel der Verfolgungsjagd immer wieder aus dem Blick. Als dann auch noch die Hälfte der Gruppe kurz vor der Severinsbrücke auf die falsche Straßenseite geleitet wurde und sich plötzlich abseits der Rennstrecke wiederfand, war hinten das Tempo raus. Zwar kamen wir zurück auf die Strecke, weil ein Streckenposten geistesgegenwärtig die Absperrung beiseite räumte, doch unsere Organisation war dahin. Anstatt im anvisierten Sprint zu fuhren wir verteilt über die Gruppe.
Von Christian Kreuchler war zu diesem Zeitpunkt allerdings schon nichts mehr zu sehen, er fuhr zu einem grandiosen Solosieg. An dieser Stelle herzlichen Glückwunsch zu einer bärenstarken Vorstellung und einem verdienten Sieg. Moritz fand dahinter mit Patrick Altefrohne vom Team Leeze ein gutes Hinterrad und sprintete von dort aus auf Tagesrang fünf. “Leider wurde unser Sprintzug drei Kilometer vor Ziel durch die unglückliche Streckenführung ins Chaos gestürzt. Sean konnte mich zwar in letzter Sekunde noch am Leeze-Zug absetzen, mehr als Platz fünf war nach der hektischen Einfahrt in die Zielkurve aber einfach nicht drin.” Roadcaptain und Routinier Joscha Weber, der sich nach den Anstiegen zum Ferrenberg und nach Bärbroich “wieder rangeekelt” hatte (“Da habe ich mich schon gefragt, warum ich mir das eigentlich noch antue.”), kam auf Rang 13 ins Ziel, Johannes wurde 15., Sean 21. und Nils 22. Auch Martin, Phil, Jonas und ich rollten noch in der ersten Gruppe über den Strich, mannschaftlich also eine extrem geschlossene Vorstellung, die mit dem Sieg in der Teamwertung belohnt wurde. Und auch die Leistung macht Mut für die kommenden Aufgaben bei der Tour Transalp und beim nächsten GCC-Rennen in Schleiz.