UCI Gran Fondo WM: Alles versucht, aber nichts gewonnen
Die UCI Gran-Fondo-WM in Aalborg sollte für die fünf Strassackerfahrer Timo Dahlheimer, Ben Witt, Jannis Wittrock, Dennis Biederer und Fabian Thiele ein absolutes Highlight werden. Das Rennen wurde auf einem welligen Kurs im Norden Dänemarks ausgetragen und wie im letzten Jahr stand starke Konkurrenz vor allem aus den Benelux-Ländern und Dänemark am Start. Trotz aggressiver Fahrweise konnten die Jungs, die für einen Tag Celeste gegen das Weiß des deutschen Nationaltrikots tauschten, nichts Zählbares mit nach Hause nehmen.
Von Fabian Thiele
Die zahlreichen Besichtigungen der Vortage hatten uns einen Kurs mit Klassikerprofil gezeigt, der vor allem zwischen Kilometer 25 und 60 mit zahlreichen kurzen Anstiegen aufwartete, die zu einer aktiven Fahrweise einluden. Als Schlüsselstelle hatten wir eine 160°-Kurve vorm ersten Hügel ausgemacht, an der die Strecke auf einen engen Feldweg abbog und der erste Hügel folgte. Dort wollten wir unbedingt vorne sein, im Anschluss eine Gruppe auf die Beine stellen und dann schauen, wie sich das Rennen weiterentwickelt.
Unsere fünf Fahrer teilten sich auf zwei Altersklassen auf. Ben und Timo starteten in der AK 35-39, Dennis, Jannis und ich in der “Hauptklasse” der 19-34-Jährigen. Obwohl wir schon eine Stunde vor Start im Startblock standen, fanden sich Jannis, Dennis und ich etwa in der Mitte des Feldes wieder. Das rächte sich schon zu Beginn. Mit Startschuss ging es los wie die Feuerwehr und es dauerte gute 15 Kilometer bis wir uns an die Spitze vorgearbeitet hatten. Im Feld war es extrem hektisch und praktisch in jeder Kurve lagen ein oder mehrere Fahrer. Mehrfach mussten wir an Stürzen anhalten und Dennis wurde einmal von einem stürzenden Konkurrenten zu Fall gebracht, ohne sich aber zu verletzen. Als wir schließlich an der Spitze ankamen, war der spätere Sieger Mattia Gaffuri aus Italien schon ausgerissen. An besagtem Knick schafften wir es aber tatsächlich vorne zu sein und ich versuchte an der Kuppe des ersten Berges auch mit einem Antritt davonzukommen, aber da war nichts zu machen. Sofort saßen einige Fahrer bei mir am Hinterrad und alles blieb beieinander. Das gleiche Bild bot sich an den folgenden Hügeln, auch hier kam nie eine Gruppe zustande, stattdessen fuhr ein geschlossenes Feld von ungefähr 300 Fahrern über die kleinen Straßen der Rennstrecke. Am schwersten Berg des Parcours attackierten Dennis und ich mit Vollgas von vorne und brachten so etwas wie eine Lücke zustande. Aber auch hier war bald wieder alles beim Alten. Als die Hügel des ersten Teils des Rennens vorüber waren, fuhr immer noch ein riesiges Feld geschlossen herum. Die Anstiege waren schlicht zu kurz gewesen, um Löcher zu reißen.
In der AK 34-39 bot sich ein ähnliches Bild. Ben und Timo konnten sich gut positionieren und fuhren viele Anstiege von vorne, eine Gruppe konnte sich trotz zahlreicher Versuche aber nie bilden. Immerhin reduzierte sich das Feld bei den beiden auf etwa 75 Mann, was etwas weniger Stress bedeutete. In der Hauptklasse beruhigte sich das Rennen auf dem recht flachen Mittelteil ein wenig, Dennis, Jannis und ich versuchten uns im vorderen Bereich aufzuhalten. Das ständige Aufpassen und Position fahren kostete aber mental viele Ressourcen und zog jedenfalls mir letztlich den Stecker. Einmal noch schaffte ich es, mich gut zu positionieren und fuhr auf Position zwei in den letzten längeren Hügel bei Kilometer 100. Als dann aber die Post abging, hatte ich nicht mehr die Beine, der Attacke zu folgen und wurde im Feld durchgereicht. Auch wenn auch hier keine Gruppe wegkam, merkte ich doch, dass ich heute ohnehin nichts gewinnen würde und entschied mich, keine weiteren Risiken einzugehen und den Fokus auf sicheres Ankommen zu legen. Dennis und Jannis gingen ähnlich vor und nahmen früh raus. Letztlich kam hinter dem Sieger Gaffuri ein Feld von knapp 150 Mann an. Das Finale dieses Feldes wurde von zahlreichen Stürzen überschattet – es bleibt etwas unklar, was der Veranstalter sich beim Streckendesign gedacht hatte, in der Form war das Rennen aber extrem gefährlich.
Ben und Timo hielten bis ins Finale mit rein und blieben vorne im Feld. In der unmittelbaren Sprintvorbereitung nahmen aber beide ebenfalls aus Sicherheitsgründen nicht mehr das letzte Risiko und rollten wohlbehalten im Feld über den Strich. Damit stand am Ende für unsere Starter kein zufriedenstellendes Ergebnis, trotzdem haben wir uns nichts vorzuwerfen. Wir haben versucht, das Rennen zu sprengen und sind aggressiv gefahren, der Kurs war schlussendlich aber einfach nicht schwer genug, um die weniger bergfesten Fahrer zu distanzieren. Letztendlich sprangen für Dennis, Jannis und mich die Plätze 127, 150 und 175 heraus. Ben und Timo kamen auf 32 und 45 ins Ziel. Holger hatte in der AK 50-54 mit ähnlichen Problemen zu kämpfen wie die anderen und wurde 17. Immerhin sind wir verletzungsfrei geblieben und können uns nun auf das letzte Saisonrennen beim Riderman freuen, bei dem uns wieder ein selektiveres Profil erwartet.
Besseres Abschneiden im Zeitfahren Dennis, Ben und Holger waren schon am Donnerstag im Zeitfahren im Einsatz gewesen und dabei nur knapp an den Medaillen vorbeigeschrammt. Bei windigen Bedingungen zeigten alle drei starke Leistungen über die 33 Kilometer. Dennis war dabei am nächsten dran, er verpasste als Fünfter den Bronzerang um lediglich sechs Sekunden. Holger kam in seiner AK auf den gleichen Platz, ihm fehlte eine knappe halbe Minute auf Rang drei. Ben schließlich fuhr trotz wenig spezifischem Training in der AK bis 39 auf Platz elf. Damit konnten die drei nachweisen, dass wir auch international vorne mit dabei sind, wenn uns der Kurs entgegenkommt.