Rund um Köln: Team Strassacker zurück in der Erfolgsspur
Nachdem in Aachen und den Vogesen der Sieg noch knapp verpasst wurde, konnte die Equipe in Celeste beim Klassiker in Köln mit einem Doppelsieg zurückschlagen. Nach perfekter Vorarbeit jagten Moritz Beinlich und Moritz Palm zu zweit 80 Kilometer dem Sieg entgegen.
Von Fabian Thiele
Rund um Köln ist stets einer der Höhepunkte unseres Frühjahrs und wartete mit dem bekannten und bewährten Profil auf: Start und Finale in Köln führen über je flache 20 Kilometer, dazwischen liegen knapp 90 Kilometer mit stetigen Aufs und Abs durchs bergische Land. Zur Abwechslung mussten wir uns in der Anfangsphase des Rennens nicht um die Tempoarbeit kümmern, weil die Kollegen vom Team Deutsche Kinderkrebsstiftung sich vors Feld spannten. Das sparte unseren Tempobolzern ein Paar Körner, auf der Anfahrt zum ersten Anstieg am Altenberger Dom übernahmen wir aber mit Nils Kessler, Johannes König, Ben Witt und Jonas Brzenczek wieder das Zepter und führten das Feld von der Spitze aus in den Berg. Zügig, aber gleichmäßig fuhr Jannis Wittrock vorneweg und so taten sich zwar einige Lücken auf und das Feld wurde etwas selektioniert, eine Gruppe kam aber nicht zustande. Auch das Gespringe auf der Kuppe führte zu nichts und mit etwa 60 Mann ging das Feld in die lange Abfahrt in Richtung des Stichs in Sand.
Hier wurde dann aber durch Scyence-Podcaster Lukas Löer ein so höllisches Tempo angeschlagen, dass auf der Kuppe eine Gruppe mit elf Mann stand, in der wir zu viert vertreten waren – eigentlich beste Voraussetzungen, um weiterzufahren, wenn nicht unser Kapitän Moritz Palm den Sprung verpasst hätte. Moritz wollte sich nach eigener Aussage im Anstieg von Sand für die geplante Attacke in Bensberg noch etwas schonen (dazu gleich) und fand sich prompt zur eigenen Überraschung in der Verfolgergruppe wieder. Das erkannte auch Ben und spannte sich aufopferungsvoll vor eben jene Gruppe, um Moritz zurückzubringen. Just am Fuße des Anstiegs zum Schloss Bensberg drei Kilometer später kam es zum Zusammenschluss und Moritz war wieder zurück im Geschehen. Das traf sich gut, denn hier wollten wir eine erste Selektion herbeiführen. Jonas und Jannis zogen dementsprechend das Tempo an und kurz darauf übernahm ich das Tempo und lieferte Moritz Palm und Moritz Beinlich am Kopfsteinpflaster am Schloss Bensberg ab. Dort zündeten beide den Turbo und rissen sofort ein Riesenloch. Der amtierende Granfondo-Europameister und alter Bekannter Stefan Kirchmair konnte als einziger halbwegs folgen, aber auch er hielt nicht ganz Schritt und so waren die beiden Moritze auf und davon.
Dahinter bildete sich nach kurzer Konsolidierungsphase eine etwa dreißigköpfige Verfolgergruppe, in der das Unlimited Cycling Team aus Belgien die Nachführarbeit übernahm, den Abstand aber nicht reduzieren konnte. Im nächsten Berg nach Lüghausen sprengte deren Kapitän Michael Apers dann endgültig das Rennen und ritt eine harte Attacke. Ich konnte mich mit Ach und Krach am Hinterrad halten und zu zweit fuhren wir über die Kuppe. Im folgenden welligen Gelände gesellten sich noch zunächst Chris Mai und ein weiterer Fahrer von Unlimited, später dann noch Kirchmair, Jannis, Jonas und der Einzelstarter Jussi Nissinen dazu. Zu acht mit vier Strassackerfahrern war die Gruppe nach unserem Geschmack. Vorne zogen die Moritze einsam ihre Bahnen und konnten den Vorsprung auf etwa zwei Minuten ausbauen.
In den folgenden Anstiegen in Overath nach Ferrenberg und hinauf nach Immekeppel mussten leider Jannis und Jonas wieder die Segel streichen, auch der zweite Unlimitedfahrer verlor den Anschluss. Chris und ich verblieben also in der Fünfergruppe, die nun ein zweites Mal die beiden nun finalen Anstiege nach Sand und Bensberg in Angriff nahmen. Trotz horrenden Tempos und bei großartiger Stimmung am Streckenrand blieb unser Quintett über beide Wellen zusammen, erst im danach folgenden Flachstück fiel Nissinen zurück und fand auch nicht mehr zurück, weil wir vier uns nun gut abwechselten. Die beiden Moritze waren unterdessen auf über vier Minuten enteilt, sodass Chris und ich nun auch konsequent durch die Führung gingen, weil von unserer Gruppe keine Gefahr mehr für unser Spitzenduo ausging. Die Gruppe harmonierte gut, bis Chris auf den letzten beiden Kilometern attackierte. Eigentlich war der Plan gewesen, Michael Apers zur Nachführarbeit zu zwingen, weil er auf dem Papier der beste Sprinter war, aber stets schloss Kirchmair die Lücke, sodass Chris auch nicht wegkam. Nach den gescheiterten Ausreißversuchen zog Chris mir noch den Sprint an, in dem ich allerdings erwartungsgemäß knapp den Kürzeren gegen Apers zog, der damit das Podium komplettierte. Im Ziel wurden wir bereits von den beiden Moritzen erwartet, die schlussendlich mit knapp fünf Minuten Vorsprung einen ebenso souveränen wie überragenden Doppelsieg feiern konnten. Vorjahressieger Moritz Palm ließ Moritz Beinlich den Vortritt und so rollten die beiden kurz nacheinander mit erhobenen Armen über die Ziellinie. Ein Déjà-vu nach ihrem Doppelsieg in Göttingen.
Entsprechend hochzufrieden zeigte sich Moritz Palm: “Das war heute wirklich eine perfekte Teamleistung. Beim Recon-Ride haben wir uns gemeinsam eine Taktik zurechtgelegt und wollten auf dem Pflaster am Schloss Bensberg die entscheidende Attacke setzen, das hat super geklappt. Dass Moritz und ich dann alleine die letzten 85 Kilometer bis ins Ziel gefahren sind, war zwar nicht wirklich unsere Idee – am Ende hatten wir aber beide einen Tag mit guten Beinen erwischt und dann einfach durchgezogen. Rund um Köln mit den zahlreichen Zuschauern am Streckenrand ist und bleibt einfach ein super Rennen, auf das ich mich in jedem Jahr ganz besonders freue – hoffentlich auch in 2025.”
Chris überquerte den Strich auf Rang sechs, Jannis sprintete mit Platz neun ebenfalls noch in die Top Ten. Auch unsere weiteren Fahrer konnten sich allesamt unter den ersten 25 platzieren, nur Johannes König hatte – wie schon in Aachen – ein Rendez-vous mit der Defekthexe.
Damit neigt sich unser schon jetzt erfolgreiches Frühjahr dem Ende zu. Nächstes Wochenende steht mit dem Granfondo Les 3 Ballons in den Vogesen nochmal ein echtes Kletterrennen mit gut 4000 Höhenmetern auf dem Programm, bei dem wir uns ein weiteres Mal von unserer besten Seite präsentieren möchten.