Cycling Tour Saarbrücken: Serie ausgebaut!

Das Jedermannrennen der Deutschlandtour ist jedes Jahr aufs Neue ein “Must-Win” für das Team Strassacker, wurde die Equipe doch vor über 20 Jahren anlässlich dieses Rennens aus der Taufe gehoben. Nach Siegen in den letzten Jahren machten sich die acht Männer in Celeste mit entsprechend hohen Ambitionen auf die 100 Kilometer lange Strecke durch das Bliesgau östlich von Saarbrücken.

Von Fabian Thiele

Nachdem es am Samstag beim Recon Ride noch brütend warme 35 Grad heiß war, hatten nächtliche Gewitter eine willkommene Abkühlung gebracht und beim Startschuss am Staatstheater Saarbrücken, herrschten mit gut 15 Grad und Sonnenschein perfekte Rennbedingungen vor. Das Team der Deutschen Kinderkrebsstiftung übernahm zu Beginn die Verantwortung und machte aus Saarbrücken heraus Tempo. Tommi Krecken, Nils Kessler und Phil Peitzmeier konnten so ihre Kräfte sparen. Nach der engen Ortsdurchfahrt von St. Ingbert ging es nach 15 Kilometern in mehreren Stufen hinauf zum ersten Berg des Tages. Phil und Nils machten hier das Tempo und zogen die Gruppe in die Länge. An der Steilstufe zum Ende des Anstiegs hin, setzte sich Jan Kattanek vom Skull Racing Team an die Spitze der Gruppe und erhöhte nochmal die Schlagzahl. Nur gut zehn Fahrer konnten der Verschärfung folgen darunter vier vom Team Strassacker: Chris Mai, Johannes König, Phil und ich. Auch zwei Fahrer von Skull, drei von der Deutschen Kinderkrebsstiftung und einige Einzelfahrer waren noch dabei. In der folgenden abfallenden Passage funktionierte die Gruppe zwar solide, trotzdem gelang es Ben Witt, Joscha Weber und Nils den Anschluss herzustellen und insgesamt etwa 20 Mann gingen auf den nun folgenden welligen Mittelteil des Rennens.

Hier passierte bis auf einige erfolglose Antritte unterschiedlicher Fahrer recht wenig. Die Gruppe ging gut und Chris und ich konnten uns als nominelle Kapitäne zurückhalten, um Körner für das anspruchsvolle Finale zu sparen. Die anderen Jungs kümmerten sich fürs Tempo und schließlich führte Ben uns ins Finale, das aus einer Trilogie von Anstiegen bestand, die jeweils zwischen vier und sechs Minuten lang waren. Wir hatten uns den zweiten zur Attacke herausgepickt, der über ein steiles Mittelstück verfügte. Ben fuhr den ersten Berg gleichmäßig aber zügig, was war noch keine Lücken riss, aber alle schon einmal etwas anschoss. Am zweiten Anstieg machte Nils unten zunächst das Tempo und als die Straße begann stärker anzusteigen, zündete ich den Turbo und fuhr zwei Minuten richtig schnell, ohne mich umzublicken. Als ich mich das erste Mal umblickte, waren nur noch vier Fahrer hinter mir, darunter mit Chris und Johannes zwei Teamkollegen. Die anderen beiden waren ebenfalls ein Pärchen, denn Jan Kattanek und sein Kompagnon Jan-Eric Rinke von Skull, die im bisherigen Verlauf schon den stärksten Eindruck hinterlassen hatten, hatten sich auch nicht abschütteln lassen. Zu fünft ging es also auf die letzten 20 Kilometer. Am letzten Berg wartete ich die ganze Zeit auf eine Attacke der beiden Skull-Jungs, die aber nicht kommen sollte. Sie schienen sehr großes Vertrauen in ihren Sprint zu haben. Das gleiche galt aber für mich, der für den Fall eines Sprints aus einer kleinen Gruppe als Kapitän festgelegt worden war. Bei der Vorbelastung am Samstag war ich im Bereich meiner Bestwerte im Sprint unterwegs gewesen und hatte ein entsprechend gutes Gefühl für die Entscheidung aus einer kleinen Gruppe heraus.

Abgesehen von einigen halbherzigen Antritten im Flachen passierte bis zum Ziel wenig und wir wechselten und recht gleichmäßig ab. Von hinten drohte unterdessen keine Gefahr, in der Gruppe hinter uns war die Luft raus. Das nutzte Ben, um über die letzte Kuppe zu attackieren und sich mit einem Solo noch den sechsten Platz zu sichern. Vorne lief aber alles auf ein Sprintfinale hinaus. Chris nahm auf mein Kommando hin das Zepter auf dem letzten Kilometer in die Hand und hielt das Tempo hoch. Johannes sollte mir den Sprint anfahren. Just als Johannes 400 Meter vor dem Ziel aber in die Führung gehen sollte, flog links Jan Kattanek an uns vorbei. Ob das als späte Attacke oder als sehr langer Sprint gedacht war, blieb unklar, jedenfalls ließ ich mich nicht zweimal bitten und sprang an sein Hinterrad. Dort konnte ich mich nochmal kurz hinsetzen und zum finalen Sprint ansetzen. Ohne große Probleme zog ich vorbei und durfte mich über den Sieg freuen. Chris komplettierte das Podium und Johannes überquerte direkt dahinter den Zielstrich. Ben auf erwähntem sechsten Platz, Joscha auf Rang neun und Nils als Zehnter komplettierten ein fantastisches Teamresultat. Neben dem Sieg in der Teamwertung konnten Johannes und Joscha noch ihre jeweiligen Altersklassen für sich entscheiden. Damit konnten wir uns über ein rundum gelungenes Wochenende freuen, in dem glücklicherweise auch alle Fahrer sturzfrei blieben – mit Blick auf die nun anstehenden absoluten Saisonhöhepunkte eine nicht unwichtige Nachricht. Am kommenden Wochenende startet unser Team geteilt beim Ötztaler Radmarathon und der Granfondo-WM in Aalborg mit jeweils großen Zielen. In der Woche darauf steht mit dem Riderman das vorerst letzte Saisonrennen auf dem Programm, mit dem wir nach der etwas unglücklichen Ausgabe des Vorjahres noch eine Rechnung offen haben.