TOUR Transalp - Etappe 6: Glück im Unglück
Von Fabian Thiele
Die sechste und vorletzte Etappe der Tour Transalp führte uns zunächst über eine Schleife in der Hochebene von Lavarone. Vom Start weg wurde ein hohes Tempo angeschlagen und da mein Frühstück wegen der diesmal komplett ausgebliebenen Neutralisation noch nicht allzu lange her war, musste ich ganz schön auf die Zähne beißen, um in der Gruppe der Besten zu bleiben – mit vollem Magen fährt es sich nicht gut. Insgesamt blieb aber bis auf die Spitzenreiter Pammer/Oberngruber alles beieinander und es ging hinab in Richtung Livico Terme über den Kaiserjägerweg. Die Abfahrt hatten wir als sehr gefährlich ausgemacht und dementsprechend vorsichtig fuhren wir bergab. Trotzdem kam Nils in einer Kurve zu Sturz, fiel aber gottseidank nicht über die Leitplanke, sondern machte “nur” Bekanntschaft mit der Felswand. Bis auf einige Kratzer und ein verbogenes Schaltauge war aber nichts schlimmeres passiert. Chris ließ sich natürlich zurückfallen und wartete auf seinen Teampartner, während ich in der durch die anspruchsvolle Abfahrt auf sechs Fahrer geschrumpfte Verfolgergruppe blieb. Dort sorgten meine direkten Verfolger in der Einzelwertung für ein zügiges Tempo und so ging es in Richtung des Passo del Redebus, der mit etwa 45 Minuten Fahrzeit die Hauptschwierigkeit des Tages war. Chris und Nils waren unterdessen in der nächsten größeren Gruppe untergekommen. Kurz bevor es zwischen beiden Gruppen zum Zusammenschluss kam, geschah aber gleich das nächste Missgeschick: wegen des verbo-genen Schaltauges fiel Nils’ Kette nach innen in die Speichen und verhedderte sich. Wieder mussten beide anhalten und verloren vier Minuten bis das Problem halbwegs behoben war. Mit einem großen Kraftakt konnten die beiden aber noch im Anstieg zum Redebus die Lücke zur zweiten Verfolgergruppe schließen und blieben so bei der Musik.
Über welliges Terrain erreichte das Rennen schließlich das Etschtal, in dem zunächst 35 flache Kilometer zurückzulegen waren, bevor der Schlussanstieg hinauf nach Kaltern auf uns wartete. In meiner mittlerweile noch fünfköpfigen Gruppe herrschte Einigkeit und so wurden die Ebene zügig durchquert. Im Schlussanstieg angekommen trat ich drei Kilometer vor Ziel an und konnte eine kleine Lücke reißen. Wirklich absetzen konnte ich mich allerdings nicht. Trotzdem fuhr ich so schnell ich konnte weiter und langsam aber sicher, schien der Abstand zu wachsen. Erst als die Straße 250 Meter vor dem Ziel flach wurde, war ich mir aber sicher, dass es reichen würde. So konnte ich abermals jubeln und meinen sechsten Etappensieg feiern. Chris und Nils krönten aus der dritten Gruppe ihre bärenstarke Aufholjagd. Trotz aller Widrigkeiten sicherten sie sich im Sprint gegen das in der Gesamtwertung drittplatzierte Duo den zweiten Platz und bewiesen damit große Moral. Ein Tag der Widrigkeiten kam so zu einem versöhnlichen Abschluss. Morgen steht dann die letzte Etappe nach Riva an, wobei das Profil mit 1600 Höhenmetern auf 100 Kilometern vergleichsweise harmlos daherkommt.