Granfondo Vosges: Allen Widrigkeiten getrotzt

Mit dem Granfondo Vosges in La Bresse stand am Wochenende für Moritz Beinlich, Jannis und mich das nächste harte Rennen auf dem Programm. Durch Verletzungen und Krankheiten waren wir mit einem kleinen Lineup am Start, konnten aber durch die bereits in Aachen gesicherte WM-Qualifikation frei auffahren.

Von Ben Witt

Die Kombination aus 173 km, 3400 hm, einem sehr starken Starterfeld aus Belgien, Frankreich und den Niederlanden und einer sehr durchwachsenen Wettervorhersage, waren der Garant für ein richtiges “Brett”. Die Organisatoren des Rennens hatten sich für die 24er-Ausgabe einige Neuerungen überlegt: Start in WM-Alterklassen (UCI Vorgabe), eine neutralisierte Phase auf den ersten zwölf Kilometern und ab Kilometer 65 eine neue Streckenführung – es soll ja nicht langweilig werden.

Durch den frühen Start um 7:30 Uhr klingelte der Wecker bereits um 4:45 Uhr. Wie so oft stellte man sich beim morgendlichen Porridge und Rote Beete Saft die Sinnfrage – ohne befriedigende Antwort.

Die Gedanken waren vielmehr mit der Auswahl der Kleidung und des Reifendrucks beschäftigt. Acht Grad und leichter Regen am Start und kühle Temperaturen während des Rennens, waren eine ungemütliche Aussicht. Pünktlich um 7.30 Uhr fiel für Moritz und Jannis der Startschuss mit ca. 650 anderen Athleten aus der Kategorie 19-34 Jahre. Bei der Neutralisation blieb es bei einer Ankündigung und Moritz konnte gemeinsam mit Jannis im vorderen Feld mit gewohntem Tempo die ersten beiden, schnellen Abfahrten in Angriff nehmen, um möglichen Stürzen im hinteren Feld aus dem Weg zu gehen. Jannis hielt Moritz im ersten Tal bis zum Col de Morbieux “out of trouble” und ab dem ersten Scharfrichter bei Kilometer 40 fuhr er dann sein eigenes Rennen.

Moritz nutzte die steilen Rampen vor unserer ersten Verpflegung, um durch ein hohes aber kontrolliertes Tempo das Hauptfeld auf ca. 20 Mann reduzieren. Die Hoffnung, die Gruppe würde auf den folgenden, welligen 20km funktionieren, bestätige sich aber leider nicht. Immer wieder gab es einzelne Attacken, die gekontert wurden, und es gab keinen “Flow” in der Gruppe. Zudem bemerkte Moritz, dass seine Sattelstütze Stück für Stück in den Rahmen rutschte und der runde, definierte Tritt immer “eckiger” wurde. Keine guten Vorzeichen mit 110 verbleibenden Kilometern. In den folgenden Anstiegen gab es immer wieder vereinzelte Attacken und Tempoverschärfungen, diese wurden von Moritz aber nur neutralisiert, da sich inzwischen durch die niedrige Sitzhöhe muskuläre Probleme bemerkbar machten. Es ging hier nur noch um das Verwalten des Ergebnisses und ein möglichst gutes Durchkommen bis ins Ziel. An einen Angriff aufs Podium war unter diesen Voraussetzungen nicht mehr zu denken.

Am Ende dieses harten Renntages reichte es für Moritz trotzdem für einen starken 6. Platz und die neue Erfahrung, ein so langes und hartes Rennen bei widrigen Straßenbedingungen zu meistern. Jannis beendete das Rennen auf P51.

Ich startete mein Rennen im Startblock fünf Minuten hinter Moritz und Jannis. Auch ich wunderte mich über die Rennfreigabe ab Start und fuhr vom Start weg mit meinem Tempo von vorne, um auch die Abfahrt ohne Risiko von vorne fahren zu können. Bereits nach wenigen Kilometern fuhren wir auf die langsamen Fahrer des ersten Startblocks auf – hier galt es, die Sinne noch mehr zu schärfen. Auf den ersten beiden Abfahrten das gleiche Bild. Auch den Überblick über die Rennsituation zu behalten, fiel durch die Vermischung der Altersklassen nicht leicht. Als der spätere Sieger, Björn De Decker, am Ende des zweiten Anstieges mit zwei weiteren Belgiern attackierte wurde die Situation klarer. Ich befand mich somit in der 15 Mann großen Verfolgergruppe und hatte das ganze Rennen eine recht simple Strategie: auf den technischen Abfahrten einen Vorsprung herausfahren, in den wenigen Flachstücken das “Gas stehen lassen” und schauen, möglichst viel Vorsprung in den nächsten Berg zu nehmen und mich dann über diesen zu “mogeln”. Nicht gerade kräfteschonend, aber erstaunlich effektiv! Die Gruppe „schluckte“ mich wie geplant an unserem zweiten Verpflegungspunkt, ich konnte drei Kilometer die Beine hängen lassen, um dann auf der nächsten Abfahrt wieder davonzufahren. Dieses Mal hielt die Flucht bis acht Kilometer vor Ziel. Am Ende konnte ich einen soliden 7. Platz einfahren – was bei einem Rennen mit diesem Profil absolut in Ordnung geht.

Als nächstes steht bei Rund um Köln ein deutsches Traditionsrennen und die Titelverteidigung aus 2023 an – dieses Mal wieder mit guter Mannschaftsstärke.